Annullierung oder nicht? - Die Vereine sollen mitreden Nur in einer Sache will sich Walter Desch wirklich festlegen in diesen Tagen der Ungewissheit und des Abwartens. „Die Annullierung der Saison bleibt für mich der Worst Case, der wirklich
ungünstigste Fall“, sagt der Präsident des Fußballverbandes Rheinland (FVR). Entsprechend hält er sich bedeckt, angesichts des bis Mitte Februar verlängerten harten Lockdowns den Abbruch der zweiten Corona-Saison in
Folge in den Fokus zu rücken. Deschs Ziel bleibt stattdessen weiterhin, die Hinrunde abzuschließen, um ein „belastbares Ergebnis“ zu haben. „Das ist auch das, was in den allermeisten Landesverbänden versucht wird“,
berichtet der FVR-Präsident. Doch was heißt das für die Vereine? Am 27. Oktober hat der FVR seinen Spielbetrieb nach gerade einmal zwei „normalen“ Monaten wieder heruntergefahren, um drei Wochen später fünf Modelle in
den Raum zu stellen, wie es weitergehen kann. War damals noch die Hoffnung, vielleicht schon im Januar den Re-Start wagen zu können, wurde später ein Beginn vor Ende Februar ausgeschlossen. Inzwischen hat sich die
Corona-Lage nicht maßgeblich geändert, von einer wirklichen Verbesserung ganz zu schweigen. Doch es sind weitere Wochen ins Land gezogen, wodurch klar ist: Von den ursprünglich fünf Szenarien sind noch zwei übrig
geblieben: Hinrunde abschließen oder Saison annullieren. „Ich bleibe bei meiner Linie und warte ab, statt zu spekulieren“, skizziert Desch sein Vorgehen. „Erst dann können wir auch Fakten schaffen.“ Aktuell gebe es
auch nach den Entscheidungen der Kanzlerin und ihrer Ministerpräsidentenrunde „weder die Möglichkeit noch die Notwendigkeit“, sich auf einen Weg festzulegen. Nach der Aussage, vor dem 27. Februar nicht anzufangen,
habe man im Rheinland im Gegensatz zu anderen Landesverbänden auch keine Spiele angesetzt. „Das war doch reiner Aktionismus“, sagt Desch und liegt damit auf einer Linie mit Bernd Schneider, seinem
Spielausschussvorsitzenden. Der betont aus der Erfahrung der vergangenen Monate: „Ich habe aufgehört, Termine festzulegen. Denn am nächsten Tag kann ich eh wieder alles über den Haufen werfen.“ Der Fußball und seine
Funktionäre haben gelernt, sich mit der Pandemie zu arrangieren. Doch haben die Verantwortlichen auch schon resigniert? Präsident Desch würde die Frage klar verneinen, vielmehr scheint das Handeln geprägt von
Pragmatismus und Realismus. Priorität hat der Abschluss der Hinrunde, was möglich sei, wie Desch und Schneider glauben. „Ich hoffe einfach, dass wir nach Ostern wieder spielen dürfen“, sagt der Präsident mit Blick auf
den Kalender. „Wenn das klappt, dann bekommen wir die Vorrunde hin.“ Sollte es darüber hinaus möglich sein, in manchen Ligen auch noch Play-off-Runden auszutragen, stehe er dem nicht im Wege. „Da haben die Kreise für
ihre Klassen freie Hand.“ Doch was passiert bis zum denkbaren Neuanfang nach vielleicht gut fünf Monaten Pause? Wie im vergangenen Jahr, als aus der Unterbrechung Mitte März 2020 am Ende ein Saisonabbruch wurde, der
zwar Aufsteiger hervorbrachte, aber keine Absteiger, setzt Desch auf Dialog. „Ich plane im Februar fünf Videokonferenzen mit den Vereinen“, kündigt der FVR-Boss an. Er holt die Basis also wieder mit ins Boot, um ein
Stimmungsbild zu bekommen, das über seine eigene Einschätzung, die der Verbandsgremien und Kreise hinausgeht. „Wenn am Ende herauskommt, dass alle die Annullierung wollen, dann machen wir das“, gibt sich Desch
demokratisch. Für den Spielausschussvorsitzenden Bernd Schneider ist aktuell nur eine Sache klar: „Je später wir anfangen, desto unwahrscheinlicher wird es, dass wir ein sportliches Ergebnis für diese Saison bekommen.“
Deswegen setzt der Funktionär aus Wissen bereits einen Schwerpunkt: „Der Pokal genießt Priorität, den wollen wir durchziehen.“ Dies halte er auch dann für möglich, wenn parallel die Ligen wieder ihren Spielbetrieb
aufgenommen haben sollten. Hintergrund ist dabei – wie in der Vorsaison –, dass es für die Vereine, aber auch für den Verband im Pokal um bares Geld geht. Für die Verbandsklassen setzt Schneider den 13. Juni als
fixes Datum für das Ende der Saison, Desch kann sich vorstellen, auch darüber hinaus noch zu spielen. „Wenn wir die Hinrunde abschließen können und noch Zeit ist, dann wären weitere Begegnungen etwa als
Freundschaftsspiele denkbar“, sagt er und verweist darauf, man müsse flexibel bleiben. Dass es dabei aber auch Grenzen gibt, macht Schneider klar. Realistisch betrachtet sei einiges, was vielleicht denkbar ist, Utopie.
Und so betont der Spielausschussvorsitzende: „Ich werde nichts unter unmenschlichen Bedingungen durchziehen.“ |
Pause bis Ostern? Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten haben getagt, diskutiert und entschieden: Der Lockdown wird bis 31. Januar verlängert, und damit bleiben auch die Einschränkungen im
Breiten- und Freizeitsport erhalten, schließlich sind Fitnessstudios und Sportanlagen geschlossen. Doch welche Auswirkungen hat die Entscheidung auf den regionalen Fußball? Auf den ersten Blick keine. In seiner
Dezember-Sitzung hatte des Präsidium des Fußballverbandes Rheinland (FVR) den Spielbetrieb bis Ende Februar ausgesetzt. Rein theoretisch ist also möglich, dass nach dem Ende des Lockdowns ab Anfang Februar wieder
trainiert und ab Ende Februar um Punkte gespielt werden darf. Realistisch ist diese Annahme jedoch nicht. Es ist kaum zu erwarten, dass nach dem Ende des scharfen Lockdowns direkt wieder die Abstandsregeln so
gelockert werden, dass geregeltes Training möglich ist. Und das ist nach der langen Pause eine Grundvoraussetzung für die Aufnahme des Spielbetriebs. Vielmehr ist wahrscheinlich, dass sich die Fußballer Schritt für
Schritt wieder an normale Bedingungen herantasten müssen, beispielsweise über Training mit Abstand und/oder in Kleingruppen. Dazu kommt noch das drohende Zuschauerverbot. Ohne Besucher lehnen die Klubs bekanntlich
Spiele ab. Unter dem Strich zeichnet sich deshalb nach der neuen Entscheidung ab, dass nicht vor Ostern (erstes April-Wochenende) komplette Spieltage ausgetragen werden können ... |
Corona macht sich auch den Sport zum Spielball Es ist wie in der großen Politik an diesem 1. Oktober. Während Bernd Schneider als Spielausschussvorsitzender des Fußballverbandes Rheinland (FVR) beteuert, er habe angesichts der sich anbahnenden
zweiten Pandemiewelle noch keine Sorgenfalten auf der Stirn, zieht der Fußballkreis Westerwald/Wied eigenmächtig die Corona-Reißleine. Föderalismus ist in diesen Zeiten überall – auch im Sport und erst recht im
Fußball. Dabei geht es den Verantwortlichen im Westerwald nicht um ein Ausscheren von der vorgegebenen Linie. Was der Kreisvorsitzende Mike Leihbauer, sein Sachbearbeiter Jens Bachmann und ihr Vorstand an diesem
Donnerstagabend vor allem wollen, ist Sicherheit. Niemand soll seine Gesundheit aufs Spiel setzen, weil er bei einem Spiel mitwirkt, in dem es um die Banalität von drei Punkten geht. Kernige Aussagen im
bajuwarischsöderschen Stil sparen sich die Verantwortlichen, sie müssen sich nicht für kommende Wahlen positionieren. An diesem Tag glauben sie einfach auf das reagieren zu müssen, was die Kreisverwaltung in Neuwied
angesichts steigender Fallzahlen mit dem eiligst angeordneten Verbot von Kontaktsport als Rahmen vorgibt. So begründen die Westerwälder auch das eigene Handeln. Ihrer Zeit sind sie mit dieser Konsequenz voraus, es soll
noch 26 Tage dauern, ehe auch die Verbände reagieren und den Amateurfußball zum zweiten Mal in diesem vermaledeiten Pandemie-Jahr 2020 wieder herunterfahren. |
Desch: Hinrunde bekommen wir in allen Ligen hin Das Präsidium des Fußballverbandes Rheinland (FVR) hat genau wie der Regionalverband Südwest (für die Oberliga der Männer, die Frauen-Regionalliga und die Jugend-Regionalligen zuständig) beschlossen,
den derzeit auf Grund der Corona-Pandemie ruhenden Spielbetrieb frühestens am Wochenende 27./28. Februar 2021 wiederaufzunehmen (wir berichteten). Voraussetzung dafür ist jedoch nach wie vor die aktuelle Verfügungslage
von Bund und Ländern. „Die Politik entscheidet, wann wir wieder spielen dürfen“, sagt Verbandspräsident Walter Desch: „Wann das sein wird, das ist alles Spekulation. Aber wir haben eine klare Linie, wie wir vorgehen,
wenn es wieder weitergeht.“ Die „klare Linie“ sind die fünf bei der Aussetzung des Spielbetriebs Anfang November vom FVR entworfenen Szenarien: Bei Szenario 1 ist eine Komplettrunde möglich, bei
Szenario 2 wird nach abgeschlossener Hinrunde das Play-off-System (Auf- und Abstiegsrunde) angeschlossen und beendet, bei Szenario 3 und 4 könnte nach abgeschlossener Hinrunde die Rückrunde nicht beendet
werden (im ersten Fall würde der Stand der Hinrunde zählen, im zweiten Fall würden alle ausgetragenen Spiele gewertet werden und die Quotientenregelung greifen), und bei Szenario 5 würde die Saison annulliert
werden. Aufgrund der unterschiedlichen Staffelgrößen sind verschiedene Wege möglich, um die Saison in allen Ligen mit einer Wertung und somit mit Auf- und Absteiger abzuschließen. „Es wird keine Verpflichtungen von
oben geben“, sagt Desch. Das heißt: Sollte in einer Liga eine Komplettrunde (wie zum Beispiel in kleineren unteren Männer-Klassen oder in Frauen- oder Jugendstaffeln) möglich sein, kann Szenario 1 dort durchaus
greifen. Für die größeren Ligen – vor allem die 18 Mannschaften starke Rheinlandliga und die teils ebenfalls 18 Teams umfassenden Bezirksligen bei den Männern – kann Desch das Szenario 1 (Komplettrunde) jetzt schon
ausschließen. „25 Spieltagen stehen dort noch aus, das werden wir nicht hinbekommen“, sagt Desch. Wie die Saison in den einzelnen Ligen zu Ende geführt werden soll, das sollen die Vereine mitentscheiden – frei nach
dem Motto: „Jede Liga macht, was sie für richtig hält.“ Desch sagt: „Wir werden die Vereine einbinden, Ende Januar, Anfang Februar werden in den Verbandsklassen Videokonferenzen stattfinden, auch in den Kreisen ist
das angedacht.“ Flexibilität ist das große Schlagwort, um die Saison mit einer Wertung zu beenden – und eine Annullierung der Runde zu vermeiden. Das ist für den FVR und Desch das große Ziel. Ebenfalls „höchste
Priorität“ hat für ihn und seine Mitstreiter die Durchführung des Rheinlandpokals – auch wegen der damit verbundenen Sponsorengelder. Am 29. Mai 2021 findet das Endspiel der Männer in Koblenz statt, das steht
mittlerweile fest. Auch die Kreispokal-Wettbewerbe, die ebenfalls gesponsert werden, haben großes Gewicht. Zwei Wettbewerbe, die natürlich mögliche Spieltermine unter der Woche für die Ligen blockieren könnten.
Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, dass man – wenn es wieder losgeht – sich in den einzelnen Klassen nicht zu viele Spieltage vornimmt. Weniger könnte mehr sein, auch weil es natürlich Rückschläge geben kann
(Corona, Schlechtwetter, Zuschauerverbot). Dass die Saison über den 30. Juni 2021 hinaus verlängert wird, das ist ausgeschlossen, das bekräftigt auch Desch: „Das würde nur wieder Probleme für die neue Saison 2021/22,
die hoffentlich wieder normal verlaufen wird, bringen.“ Das heißt: Bis zum 13. Juni müssen die Runden in Rheinland- und Bezirksligen beendet sein, in den Kreisligen könnte noch bis zum 20. Juni gespielt werden. Die
Zeit danach bis zum 30. Juni muss für eventuelle Aufstiegs- und Entscheidungsspiele frei sein. „Am 30. Juni müssen wir in den Ligen eine Wertung und somit Auf- und Absteiger haben“, bekräftigt Desch. Das „Bauchgefühl“
des FVR-Chefs sagt Folgendes zur Zukunft im Rheinland-Fußball: „Ich bin sehr optimistisch, dass wir in allen Ligen eine Halbrunde hinbekommen, in manchen kleinen Klassen sogar eine Komplettrunde.“ Ob der Re-Start am
28. Februar, was aufgrund der aktuellen Lage eigentlich unrealistisch ist, irgendwann im März oder erst nach Ostern im April erfolgt, für die Vereine wird es mindestens eine zweiwöchige Vorlaufzeit geben. Dass zwei
Wochen Vorbereitung nach einer so langen Fußballpause sehr wenig sind, das weiß auch Desch: „Auch da wird es sachgerechte Entscheidungen geben. Ein Rheinlandligist muss mindestens vier Wochen Vorbereitung haben, das
ist mir schon bewusst. Ob das bei jedem C-Klässler so sein muss, bezweifele ich.“ Eine weitere Thematik, die den Spielplan beeinflussen wird. Dass sein FVR mit seinen Spielleitern in Absprache mit den Vereinen gute
Entscheidungen treffen wird, um die Saison vernünftig zu Ende und in die Wertung zu bringen, da ist sich Walter Desch übrigens sicher: „Wir werden das gut hinbekommen. Die Vereine haben Vertrauen in uns, sie wissen,
was los ist.“ |
FVR-Prämisse: So lange spielen, wie es geht Der Fußballverband Rheinland (FVR) und der für den Spielbetrieb in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar zuständige Regionalverband Südwest haben am Donnerstagabend bekannt gegeben, dass sie den
Spielbetrieb nicht vor dem 27. Februar wieder aufnehmen (wir berichteten). „Und ganz ehrlich“, sagt der FVR-Spielausschussvorsitzende Bernd Schneider, „werden wir mit gesundem Menschenverstand und realistischem Denken
auch dann noch nicht wieder loslegen. Ich kann mir das in Anbetracht der aktuellen Pandemie-Situation nicht vorstellen.“ Trotzdem hat der Verband seinen Vereinen zumindest einen Anhaltspunkt gegeben. „Wir sind
verpflichtet, für eine Planungssicherheit zu sorgen“, erklärt Schneider, der aber fest davon ausgeht, dass im kommenden Jahr ein neuer, späterer Termin ins Visier genommen werden muss, ab wann der Ball wieder rollen
kann. |
FVR: Bald nur noch drei Kreise statt drei Bezirke? Der Fußball in Deutschland basiert seit jeher auf einer pyramidenartigen Ligenstruktur. Dieses durch Auf- und Abstieg verzahnte hierarchische System ermöglicht es theoretisch jedem Verein, in –
gemessen an der Masse an Mannschaften – relativ kurzer Zeit bis in die Bundesliga aufzusteigen und schlussendlich Deutscher Meister zu werden. Nun wird selbst der ambitionierteste Kreisligist wohl kaum ernsthaft
danach streben, irgendwann mal im Anschluss an den letzten Spieltag einer Saison einen Autokorso starten zu können, um den zu Tausenden am Straßenrand feiernden Fans die gewonnene Meisterschale zu präsentieren. Davon
zu träumen ist aber natürlich erlaubt. Das Pyramidensystem bietet andere Vorzüge, die im (unterklassigen) Amateurbereich wichtiger sind als die Aussicht auf einen raschen Durchmarsch. Von entscheidender Bedeutung ist
die regionale Eingrenzung anhand von Staffeln oder Gruppen. Denn je niederklassiger gespielt wird, desto weniger ist bei den Aktiven die Bereitschaft da, für ein Auswärtsspiel auch mal einen ganzen Tag unterwegs zu
sein, so wie das hierzulande ab der Rheinlandliga aufwärts verstärkt der Fall ist. Grundvoraussetzung dafür, dass sich die Spielklassen wie eine Pyramide aufeinander aufbauen lassen, ist jedoch, dass genügend
Mannschaften vorhanden sind. Und genau hier ist zumindest im Fußballverband Rheinland (FVR) schon seit Jahren eine rückläufige Entwicklung zu erkennen, die den Funktionären Kopfzerbrechen bereitet – und durch die sie
sich mittlerweile auch gezwungen sehen zu handeln, wie Klaus Robert Reuter, der Vorsitzende des Fußballkreises Westerwald/Sieg, erzählt. So habe sich laut Reuter im FVR bereits eine entsprechende Kommission gebildet.
Diese arbeitet allerdings nicht etwa an Lösungen, wie sich dieser Trend umkehren oder zumindest stoppen ließe, sondern sucht nach Möglichkeiten, wie dem Schwund an Mannschaften am ehesten Rechnung getragen werden
kann. |
Doppeleinsätze führen nicht zu Spielverlusten Wer am gleichen Kalendertag einen Spieler in zwei Mannschaften einsetzt, der verstößt derzeit zwar gegen die Corona-Verordnung, hat rein sportlich gesehen aber keine Wertung am Grünen Tisch zu
befürchten. Das hat Norbert Weise, der Rechtswart des Fußballverbandes Rheinland (FVR), jetzt gegenüber unserer Zeitung bestätigt. Der Westerwald/Sieg-A-Ligist VfL Hamm hatte in Person seines Trainers Stefan Hoffmann
gegen die 2:8-Niederlage im Spiel gegen die DJK Friesenhagen Protest eingelegt, weil der Gegner in der 82. Minute Kai Schwarz einwechselte, der drei Stunden zuvor schon in der D-Klasse-Partie der DJK-Reserve gegen SG
Mittelhof-Niederhövels III (11:2) auf dem Platz gestanden hatte. „Bei unserem Protest geht es uns nicht um die Punkte, sondern darum, eine Wirkung zu erzielen, dass alle Vereine bei dieser Sache sensibilisiert sind
und alle gleichermaßen auf die Einhaltung achten“, betont Hamms Trainer Stefan Hoffmann. Auch wenn die Kreisspruchkammer unter dem Vorsitz von Ralf Lichtenthäler (Fluterschen) den Fall erst gar nicht verhandelte,
weil die Hämmscher die notwenige Protestgebühr in Höhe von 26 Euro nicht entrichteten, hätte ein Urteil den Protest ebenfalls zurückgewiesen, wie Lichtenthäler erklärt. Denn: Die am 20. August durch den FVR in die
Postfächer der Vereine geschickte Regelung, nach der ein Doppeleinsatz an einem Tag zum Verlust der Begegnung führt, widerrief der Verband am 3. September. Da hieß es, dass das zweimalige Auflaufen am gleichen Tag in
einer oberen und unteren Mannschaft zwar weiterhin verboten sei, weil die rheinland-pfälzische Corona-Verordnung es mit ihrer festen Kleingruppenregelung verbietet, die Vereine allerdings bei einer Nichteinhaltung
kein Urteil zu befürchten haben. „Es ist somit nichts passiert, was die Vereine nicht gewusst hätten“, sagt Ralf Lichtenthäler. Sein Beisitzer in der Kreisspruchkammer, Michael Gerhards, sieht in dieser Anpassung eine
Regelung „im Sinne der Vereine“. „Viele hatten vor der Saisonunterbrechung große Schwierigkeiten, ausreichend Spieler zusammenzubekommen.“ |
Bachmann: Corona hat uns mal so richtig ausgebremst Nicht nur Fußballer vermissen ihren Sport, auch Funktionäre wie Jens Bachmann sehnen sich in der Corona-Krise nach Normalität. Doch die sieht der Staffelleiter der Bezirksliga Ost, der zugleich
auch als Schiedsrichter und Kreissachbearbeiter des Kreises Westerwald/Wied tätig ist, noch lange nicht. |
Play-offs hoch im Kurs – doch reicht die Zeit? Drei Wochen nach der Unterbrechung des Spielbetriebs hat das Präsidium des Fußballverbandes Rheinland (FVR) nachgelegt und klargemacht, dass es in diesem Jahr keine Spiele mehr geben kann. Damit
wolle man den Vereinen „Klarheit und Planungssicherheit“ geben, heißt es. Allein das war sicher keine große Überraschung, allenfalls eine logische Nachbesserung, nachdem am 27. Oktober noch gesagt wurde, der
Spielbetrieb sei „bis auf Weiteres“ ausgesetzt und könne eventuell mit zweiwöchigem Vorlauf noch im Dezember wieder aufgenommen werden. Da einen Tag später die Entscheidung der Politik folgte, auch den Trainingsbetrieb
zu verbieten, waren die Hoffnungen auf Spiele noch vor dem Jahreswechsel zunichte gemacht. Vom Blick auf die nach wie vor hohen Corona-Fallzahlen ganz zu schweigen. Die Frage, die sich alle Fußballer im Amateurbereich
stellen, lautet: Wie geht es weiter? Hierzu stellt der FVR fünf Möglichkeiten in den Raum und gibt seinen Kreisen die Freiheit, dass sie die Anwendung der Szenarien „im Rahmen der weiteren Fortführung der Saison (...)
im Einvernehmen mit den spieltechnischen Ausschüssen selbst festlegen“ können. Doch wie sind diese Modelle einzuschätzen? Welche der Varianten (siehe unten „Wie geht es weiter?“) zu favorisieren? Wir haben bei den
Trainern heimischer Teams vom Verbandsoberhaus bis auf Kreisebene nachgefragt. |
Im Detail Der Fußballverband Rheinland (FVR) hat fünf Szenarien für die seit 27. Oktober aufgrund der angespannten Coronalage unterbrochene Spielzeit 2020/21 skizziert. Diese seien abhängig von der Entwicklung
der Corona-Pandemie und sollen mit den damit verbundenen Auflagen „stetig überprüft und diskutiert werden“, wie es in einer entsprechenden Mitteilung seitens des FVR heißt. Klar ist seit Dienstagabend, dass in diesem
Jahr der Ball nicht mehr rollt. Darüber hinaus bleibe das wichtigste Ziel, dass die Wertung der Saison 2020/21 auf rein sportlicher Basis geschehe. Aus diesem Grund solle zunächst die Hinrunde einheitlich beendet
werden, damit jede Mannschaft einmal gegen jede andere Mannschaft gespielt habe, sodass ein vergleichbares und einheitliches sportliches Ergebnis vorliege. Ausgefallene Spiele seien dementsprechend zunächst
nachzuholen. Die verschiedenen Szenarien des FVR für den weiteren Fortgang der Saison im Überblick: |
Kein Fußball mehr in diesem Jahr Jetzt ist es amtlich: Spiele unter dem Dach des Fußballverbandes Rheinland (FVR) und des Südwestdeutschen Fußball-Verbandes (SWFV) wird es wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht mehr geben.
Die Präsidien haben beschlossen, den Amateur-Pflichtspielbetrieb erst 2021 fortzusetzen. „Dies vor dem Hintergrund, dass eine Aufnahme des Trainingsbetriebes nach aktuellem Stand frühestens ab dem 1. Dezember erfolgen
kann – alle Spieler sind zu diesem Zeitpunkt allerdings mindestens vier Wochen ohne Mannschaftstraining“, heißt es in der FVR-Presseerklärung. Laut FVR könnte der Ball bei den Amateuren am Wochenende 15. bis 17.
Januar 2021 wieder rollen – vorausgesetzt, die Corona-Lage macht es möglich. Der Südwesten terminierte seine Winterpause offiziell bis zum 6. Januar. Was die Fortsetzung und Wertung der Saison angeht, nennt der FVR
fünf Szenarien. Die Ideallösung wäre, die Saison als komplette Hin- und Rückrunde mit den bekannten Auf- und Abstiegsregelungen. Möglich ist auch, dassdie Hinrunde abgeschlossen und die Rückrunde in einem Play-off-
Modus gespielt wird. Szenario drei sähe vor, nur die Hinrunde zu werten, so die Spiele der Rückrunde nicht komplett absolviert werden können. Auf- und Abstieg regelt der Beirat. Variante vier: Eine nicht komplett
gespielte Rückrunde wird wie ausgetragen gewertet, dann greift die Quotientenregelung. Die unbeliebteste Variante wäre die Annullierung der Saison 2020/21. |
Manche Spieler würden auf die Winterpause verzichten Wie geht es weiter in den Fußballligen nach dem Monat November? Kann der Ball noch in diesem Jahr wieder rollen oder ist die Aussetzung der Runden schon gleichbedeutend mit dem Beginn einer langen
Winterpause? Walter Desch, Präsident des Fußballverbandes Rheinland, warf – die Witterungsfrage einschließend – kürzlich im Interview mit unserer Zeitung die Frage in den Ring, ob es überhaupt eine Winterpause geben
muss. „Wenn wir wieder spielen dürfen, setzen wir den Spielbetrieb sofort wieder an, auch wenn wir wissen, dass es in dieser Jahreszeit schwierig wird, komplette Spieltage austragen zu können. Aber das muss man dann
wesentlich flexibler gestalten“, so eine der herausstechenden Aussagen des Funktionärs aus Alterkülz. Wie stehen Spieler und Trainer dazu? |
Lasst nicht zu lange Spinnennetze an Tornetzen wachsen! Die Fußballer haben Winterpause. Das ist zwar noch nicht in Stein gemeißelt, aber machen wir uns nichts vor nach dem erneuten Aussetzen der Saison und den folgenden Verboten seitens des Bundes und
der Länder: Es wird so kommen. Jetzt dreht sich die Welt in den nächsten Wochen auch ohne Fußball, Handball, Tischtennis, Tennis, Volleyball, Basketball, Eishockey, Hockey, Schwimmen oder Leichtathletik weiter. Keine
Frage. Es gibt Bereiche in unserer Gesellschaft, die mehr daran zu knabbern haben als Sportvereine in der Eifel, im Hunsrück und im Westerwald, an Rhein, Lahn oder an der Mosel. Da wir uns hier im Sport befinden und
der Fußball nun mal besonders im Fokus steht und mir durchaus am Herzen liegt, ist mein Vorschlag an die Entscheider in Verbänden und Kreisen, die richtigerweise die Saison jetzt unterbrochen haben: Verkürzt die
Winterpause! Oder, um im Bild auf dieser Seite zu bleiben: Lasst nicht zu lange zu viele Spinnennetze an den Tornetzen wachsen! Gehen wir mal davon aus, dass man im November gar nicht trainieren darf und im Dezember
vermutlich noch nicht wie gewohnt: Das wären zwei volle Monate. Ich nehme mal als Beispiel eine Mannschaft, die ich seit siebeneinhalb Jahren ganz gut kenne: Am 6. Dezember hatte sie 2019 das letzte Spiel, am 20.
Januar 2020 das erste Training nach der Winterpause. 45 Tage Pause waren das, eineinhalb Monate. Es war zunächst eine kleine Aufgalopp-Woche für ein Hallenturnier, das am 26. Januar stattfand. Bis Mitte März ging es
weiter, dann kam der Abbruch. 2021 wird es generell keine Hallenrunde geben. Die Freiluftsaison in der Oberliga für soll am 6. Februar weitergehen, in der Rheinlandliga und den Bezirksligen ist der Start am 20.
beziehungsweise 28. Februar. Die Kreisligen legen Ende Februar oder erst Mitte März wieder los – in viereinhalb (!) Monaten. Ein früherer Beginn brächte Puffer für Nachholspiele. In der Rheinlandliga und den
Bezirksligen hätten noch acht Spieltage bis Winter angestanden, im neuen Jahr 17. Eine kürzere Pause mit Spielplan-Entzerrung könnte die Verletzungsgefahr in ansonsten wohl englischen Wochen reduzieren. Die könnten
„fette“ Probleme bereiten. Denn eine lange Corona-Winterpause kann körperlich mehr schaden als eine im Sommer, in der der innere Schweinehund beim Training in Eigenregie nicht so laut gebellt hat, wie er es wohl in
der kälteren Jahreszeit tun wird. Was spricht also dagegen, im neuen Jahr zeitiger mit dem Training und den Spielen loszulegen, wenn die Pause sowieso schon länger gewesen ist als sie es in den Jahren zuvor war? Das
Wetter vielleicht, klar. Gefühlt wurde es aber auf den Höhen erst später schlechter, eher Richtung regulärer Beginn Ende Februar und März. Wintervorbereitungen sind nicht die schönsten, waren sie noch nie. Aber die
Aussicht, dass es schnell mit den Spielen wieder losgeht, könnte auch in den dunkleren Monaten die Perspektive erhellen. Sicherlich stellen die Temperaturen andere Herausforderungen an alle als im Sommer, aber soziale
Kälte ist auch nicht sonderlich erwärmend. Und sollte es das Wetter wirklich gar nicht gut mit einem meinen, könnte man bei Spielen flexibel reagieren, Heimrechte tauschen. Was würde – noch mal auf besagte Mannschaft
heruntergebrochen – dagegen sprechen, statt im Januar daheim gegen Immendorf und Oberwinter (das wären die nächsten, irgendwann nachzuholenden Heimspiele gewesen) dorthin zu fahren und dann im Mai daheim gegen sie zu
spielen? Nicht viel, wenn es darum geht, uns in einem Teilbereich des Lebens so früh es geht wieder etwas zurückzuholen. Und um diese Perspektive geht es doch, nicht nur im Fußball. Man könnte auch auf Gespanne auf
Bezirks- oder Kreisebene verzichten, um Vereine zu entlasten, Anfahrtswege anpassen, einfach flexibel sein, um Kosten zu drücken – und um wieder seinem Hobby nachgehen zu können. Weil: Es geht bei all dem momentan
gar nicht so sehr ums Spiele verlieren, sondern ums Menschen verlieren. Im Fußball, im Sport allgemein, im Leben vielleicht ebenfalls – denn dass Sport auch hier ein Ventil ist, steht außer Frage. Wenn ich das eine
aber nicht mehr habe, suche ich mir ein anderes. Auch so können Probleme entstehen, gerade dort, wo Sport eines der wenigen Dinge ist, die verbinden. Davon abgesehen kappe ich mit einem Sportverbot Bereiche, die
durchaus gut für das körperliche Wohlbefinden sein sollen. Was, wenn wir uns, um gesund zu bleiben, mit Verboten krank machen? Das muss beileibe nicht nur der Sport sein, das kann auch ein gutes Essen sein, ein
schönes Konzert. Nur in einem gesunden Körper – oder wie heißt das? Und wenn wir uns schon nicht durchringen können, wieder früher zu spielen, dann müssen wir es schaffen, dass wir trainieren dürfen. So schnell wie
möglich. Von mir aus wieder unter Auflagen. Vereine sämtlicher Sportarten oder Fitnessstudios haben viele vorgegebene „Leitplanken“ gesetzt und umgesetzt, an denen sie sich im Trainingsbetrieb sicher entlang hangeln
können. Sollten die Zahlen runtergehen wie gewünscht, sollten wir das zuallererst den Kindern so schnell wie nur machbar wieder ermöglichen. Im Kleinen, für die Kleinen, die ja auch weiter in die Schule und Kitas gehen
müssen. Warum sollen sie sich nicht beim Training austoben dürfen? Es müssen in der Jugend ja nicht zwingend Wettkämpfe sein, weil den Mädchen und Jungs das reine Trainieren, der Spaß am Spiel, etwas gibt. Mehr als
den Älteren. Bei allen Entscheidungen, die nicht leicht zu treffen sind, steht die Gesundheit an oberster Stelle, darüber darf es keine zwei Meinungen geben. Sozialverhalten, Miteinander, sich nicht isolieren, nicht
spalten – es spielt aber noch viel mehr mit rein, was in Zukunft nicht nur im Sport, aber auch dort immer wichtiger werden sollte. Das sollten wir nicht länger aufs Spiel setzen, als es sein muss. Im Fußball gerne
durch eine kürzere Winterpause. |
Fußballern steht lange Winterpause bevor Als sich der Fußballverband Rheinland (FVR) am Dienstagabend dazu durchgerungen hatte, den Spielbetrieb der Saison 2020/21 bis auf Weiteres auszusetzen, war das wohl die einzige Chance, eine
dauerhafte Wettbewerbsverzerrung zu verhindern. Und das in einer Spielzeit, die im Idealfall irgendwann ein sportlich ernstzunehmendes Ende findet. Denn klar ist: Nach dem Abbruch der Vorsaison nur mit Aufsteigern
können die Klassen nicht weiter aufgebläht werden. Es wird auch wieder Mannschaften geben müssen, die absteigen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten für alle halbwegs gleiche Voraussetzungen gelten. Doch genau das
war seit Wochen schon nicht mehr der Fall. Los ging es im Kreis Neuwied, wo die Corona-Ampel früh auf Rot umschaltete, was zur Folge hatte, dass der folgende Spieltag im Fußballkreis Westerwald/Wied komplett
abgesetzt wurde. Die Mannschaften sollten dann nur eingeschränkt trainieren, was aber schnell wieder rückgängig gemacht wurde – wohl auch, weil viele den Weg über die Kreisgrenze suchten und ihre Einheiten kurzerhand
dorthin verlegten, wo noch alles erlaubt war. Zudem wurden im Kreis Neuwied Zuschauer auf den Plätzen ausgegrenzt, sodass etwa in der Kreisliga A am vergangenen Wochenende sechs der sieben Spiele ohne Publikum
ausgetragen wurden, aber eines mit. Das 2:0 zwischen Horressen und Puderbach konnten 150 Zuschauer verfolgen, weil Horressen ja zum Westerwaldkreis zählt, wo die Restriktionen erst verspätet einsetzten. Etwas anders
gestaltete sich die Lage im Kreis Altenkirchen, wo bis zum gestrigen Donnerstag nur die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld nahezu die gleichen Regelungen aufgestellt hatte, wie sie in den Nachbarkreisen
Westerwald und Neuwied galten. Das führte mitunter dazu, dass etwa B-Ligist SG Bruchertseifen/Eichelhardt am vergangenen Sonntag sein ursprünglich in Eichelhardt angesetztes Heimspiel kurzfristig nach Bruchertseifen,
also in die VG Hamm verlegte, um vor Zuschauern spielen zu können. Nur vier Kilometer liegen zwischen den beiden Sportplätzen. Das wird kaum jemanden, der sich das Spiel in Eichelhardt angesehen hätte, davon
abgehalten haben, nach Bruchertseifen zu fahren – was die Maßnahmen gewissermaßen ad absurdum geführt hätte. Auch wenn inzwischen in der Region flächendeckend einheitliche Regelungen getroffen worden sind, so ist
deren Umsetzung nun für die Fußballer hinfällig, weil die Vereine mit der Unterbrechung der Saison de facto in die Winterpause geschickt wurden – zumal am Mittwoch Bundeskanzlerin Angela Merkel und die
Ministerpräsidenten nachlegten und den gesamten Amateursportbetrieb von Montag an bis Ende November einstellten. Damit dürfen Vereine auch nicht mehr trainieren, was ihnen etwa der FVR noch gestattet hätte. Am
Mittwoch gab auch der Fußball-und Leichtathletikverband Westfalen bekannt, wie er mit der verschärften Corona-Situation umzugehen gedenkt. Eine vorübergehende Unterbrechung der Spielzeit war nach den neuesten
Beschlüssen der Regierung ohnehin alternativlos, doch auf eine Aussetzung des Spielbetriebs etwa für den Rest des Jahres wollte man sich auch jenseits der Landesgrenze zunächst nicht festlegen. „Vorerst bis zum Ende
der Gültigkeitsdauer der neuen Coronaschutzverordnung“, wie der Verband mitteilt, gelte die Zwangspause. Was es freilich nicht wahrscheinlicher macht, dass auch die Mannschaften der SG Mudersbach/Brachbach oder der
Sportfreunde Siegen in diesem Jahr noch mal gegen einen Ball treten werden. |
Verbände fahren Amateurfußball wieder runter Der Fußball ruht – schon wieder. Und viele, die diesen Sport lieben, dürften erleichtert sein. Nicht mal zwei Monate ist es her, dass der Spielbetrieb nach der langen Zwangspause wieder auf
Vollbetrieb hochgefahren wurde, da mussten die Verantwortlichen im Fußballverband Rheinland (FVR) einsehen, dass Corona doch stärker ist als der unbedingte Wille, den Menschen auf den Sportplätzen ein bisschen
Normalität zu schenken. Noch vor wenigen Tagen hatte Verbandspräsident Walter Desch verkündet, ein Aussetzen der Saison sei kein Thema. Jetzt also die Kehrtwende: Das Präsidium hat am Dienstagabend „aufgrund der
aktuellen Entwicklung der Covid-19-Pandemie“ die Unterbrechung des Spielbetriebs bis auf Weiteres beschlossen. Davon betroffen ist der komplette Pflichtspielbetrieb in sämtlichen Klassen für Männer, Frauen, Jugend und
Ü-Teams, wie der FVR mitteilt. Eine eventuelle Fortsetzung des Spielbetriebs werde mit mindestens zwei Wochen Vorlauf angekündigt. Test- und Freundschaftsspiele sowie Training bleiben erlaubt, wobei der Verband auf
die jeweils gültige behördliche Verfügungslage verweist. Damit sind die Verantwortlichen auf dem Koblenzer Oberwerth dem Wunsch der Mehrheit der Kreisvorsitzenden gefolgt – sechs von neun waren dem Vernehmen nach
gegen die Fortsetzung der Saison. Die gleiche Entscheidung der Nachbarn im Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV) folgte nur ein paar Stunden später. Der Fußballkreis Bad Kreuznach hatte sich bereits zuvor eine
Auszeit bis zum 8. November verordnet, der gesamte Verband folgte dann am späten Dienstagabend. Auch der übergeordnete Regionalverband Südwest, zuständig etwa für die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, hat seine Vereine
befragt, eine Antwort, wie es weitergeht, erwarten diese noch diese Woche. „Wir können auch hier nur auf die Vernunft der Funktionäre hoffen“, sagt Patrick Reifenscheidt, Sportlicher Leiter der Eisbachtaler
Sportfreunde. „Ohne Zuschauer können wir nicht spielen, das lässt sich nicht finanzieren. Als Verein müssen wir ab einem gewissen Punkt die Reißleine ziehen.“ Das hatten zuletzt bereits die Hunsrücker Oberligisten TSV
Emmelshausen und FC Karbach getan. Sie sagten das Derby, zu dem 500 Zuschauer zugelassen waren, wegen Sicherheitsbedenken ab. Lieber gar nicht spielen als in Corona-Zeiten falsch oder ohne Zuschauer spielen – das ist
die Not der Klubs. Der Sinneswandel im FVR lässt sich wohl auch auf die eindeutigen Signale seitens der Vereine zurückführen. Insbesondere viele Rheinlandligisten mit ihren weiten Auswärtsfahrten waren sich einig,
dass es ein „Augen zu und durch“ nicht länger geben kann. Einer dieser Vereine, der am Wochenende ohne Zuschauer spielen musste, ist die SG Neitersen. „Wir haben das einmal mitgemacht, aber so können wir unseren
Fußball doch nicht bis März oder April gestalten“, sagt der Vorsitzende Marco Schütz. Letztlich sei es wie in der Bundesliga, wo Klubs wie Schalke 04 bereits nach zwei, drei Geisterspielen der finanzielle Kollaps
drohte. „Das Eis ist auch bei Amateuren dünn.“ Ein weiterer Aspekt ist die Entwicklung im Jugendbereich, in dem mit ansteigenden Corona-Zahlen auch die Sorgen wachsen. „Eltern melden ihre Kinder vom Training und von
den Spielen ab“, berichtet Bernd Kohlhaas von der SG Müschenbach/Hachenburg. „Und es werden von Stunde zu Stunde mehr.“ Auch darauf haben die Funktionäre in Rheinland-Pfalz mit ihrer Entscheidung reagiert. |
Aussetzen der Saison ist für den FVR kein Thema Als sich sein Verband Mitte Mai dazu durchgerungen hatte, die Corona-Saison 2019/20 abzubrechen, da wagte Walter Desch einen Blick nach vorne. „Einen Start am 1. September fände ich schön. Aber ich
bin skeptisch, ob wir in diesem Jahr überhaupt noch mal spielen“, sagte der Präsident des Fußballverbandes Rheinland (FVR) damals in einem Interview mit unserer Zeitung. Inzwischen hat sich gezeigt: Es wurde und wird
wieder Fußball gespielt, auch sind vielerorts mehr als die von Desch im selben Gespräch erhofften „100 gut um den Platz verteilten Zuschauer“ möglich. Doch es ist auch klar: Die zweite Welle der Pandemie bricht gerade
über unsere Region herein, was der Fußball schon zu spüren bekam, noch ehe die ersten Corona-Ampeln die Farbe wechselten. Nach dem ersten größeren Ausbruch im Kreis Neuwied, der Anfang Oktober gar eine kurzfristige
Generalabsage im Fußballkreis Westerwald/Wied zur Folge hatte, sowie diversen positiven Testergebnissen und Quarantänemaßnahmen quer durch die Vereine und Spielklassen ist nun im Kreis Westerwald/Sieg die nächste Stufe
erreicht: Rund um Altenkirchen bleiben am Wochenende Zuschauer außen vor, auch gelten strenge Regeln für den Trainingsbetrieb. Doch der Fußball soll weiter rollen, was nicht überall auf Verständnis stößt. „Die Frage,
die ich mir stelle, ist, wie lange sich der Verband das noch ansehen will“, sagt etwa Marco Schütz vom Rheinlandligisten SG Neitersen/Altenkirchen, der am Sonntag unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen den SV
Windhagen spielen muss. „Einmal kannst du das machen, aber auf Dauer geht das ganz bestimmt nicht“, warnt der erfahrene Funktionär, für den die Verbannung der Zuschauer von den Sportplätze keine Lösung in der Corona-
Problematik ist. Doch wie könnte der richtige Weg aussehen? Eine Antwort hat der Fußballverband Rheinland jetzt gegeben. „FVR hält Spielbetrieb aufrecht“, ist eine Mitteilung überschrieben, die der Verband am
Donnerstagnachmittag herausgab. Gleich im ersten Satz stellt Präsident Desch als Unterzeichner fest: „Der Fußballverband Rheinland (FVR) wird seinen Spielbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht unterbrechen.
Die unterschiedlichen Verfügungen in den Kreisen bedingen kein flächendeckendes Aussetzen des Spielbetriebs. Auch die Regelungen von Zuschauerzahlen fallen ausschließlich in die Verantwortung politischer Gremien.“
Frei übersetzt könnte man sagen: Sport ist Sport und Politik ist Politik – dann weiß das Coronavirus jetzt, woran es sich in den kommenden Wochen und Monaten zu halten hat. Wie vertrackt die Lage ist zeigen die
Beispiele vieler Mannschaften, die in den vergangenen Tagen ihre politische Verwaltungseinheit verließen, um jenseits ihrer Kreisgrenze zu trainieren. Was auf dem eigenen Platz (aus Gründen) verboten war, war ein paar
Kilometer weiter erlaubt. Über Sinn und Unsinn lässt sich trefflich streiten, wenngleich hinter den Entscheidungen der Vereine oft sportliche Notwendigkeiten stehen – oder das, was man kurzfristig als notwendig
erachtet. Denn klar ist: Mannschaften, die oberhalb der Spielklassen des FV Rheinland angesiedelt sind, etwa in der im Regionalverband Südwest angesiedelten Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, müssen auswärts durchaus zu
spielen antreten, auch wenn sie auf ihrem eigenen Platz nicht mal trainieren dürfen. Corona macht es auch in diesem Lebensbereich den Menschen nicht leicht. Für den FVR ist jetzt unter anderem geregelt, „dass das
Ausscheiden aus dem Spielbetrieb nach zweimaligem Nichtantreten nicht automatisch erfolgt“, wie der Verband mitteilt. „Es gilt der Grundsatz, dass da, wo es möglich ist, auch gespielt wird.“ Der FVR begreife es nach
wie vor als seinen Auftrag, den Spielbetrieb, wo immer und wann immer möglich, zu organisieren und damit sicherzustellen. Einige Vereine hätten Bedenken, die meisten Vereine wollten nach wie vor spielen und würden eine
Unterbrechung des Spielbetriebs, ohne eine entsprechende, behördliche Verfügung, nicht akzeptieren, heißt es in Deschs Schreiben von Donnerstagnachmittag. Und weiter: „Solange die aktuell geltenden Verfügungen Training
und Wettkampf im Fußball nicht untersagen, wird der FVR daher keine Maßnahmen ergreifen, die seinen Vereinen die Möglichkeit nimmt, Trainings- oder Wettkampfsport auszuüben.“ Grundlage der Entscheidung des FVR ist eine
Studie, die die DFL und der niederländische Fußballverband in Auftrag gegeben haben. Darin heißt es, dass es „für den Fußball im Freien bislang keinerlei Nachweise für ein Infektionsgeschehen“ gebe. Eine
Vorabveröffentlichung der wichtigsten Ergebnisse eines aktuellen Gutachtens von Prof. Dr. Tim Meyer bestätige diese Feststellungen. „Natürlich wird und kann der Fußballverband Rheinland keinen Verein zwingen, Fußball
zu spielen“, betont Desch. „Mit dem Aussetzen des Ausschlusses aus dem Spielbetrieb wird den Vereinen zumindest aber die Sorge genommen, bei zweimaliger Absage eines Spiels für den Rest der Saison automatisch gar nicht
mehr antreten zu dürfen.“ Klar sei dem Verband, dass die unterschiedliche Verfügungslage in den Kreisen ein großes Problem bleibe. „Der wichtigste Grundsatz dazu lautet, dass immer die Verfügungslage desjenigen
(Land-)Kreises gilt, wo das jeweilige Spiel stattfinden soll“, heißt es seitens des FVR. Wie lange das so bleibt, kann derzeit wohl niemand vorhersagen. |
Kreise sollen Absetzungen mit dem Verband abstimmen Mit der zweiten Coronawelle kam in den zurückliegenden Wochen auch eine Absagenflut: Die steigenden Infektionszahlen hinterlassen erwartungsgemäß auch ihre Spuren im Mannschaftssport. Absagen
aufgrund von Coronafällen, Erstkontakten, Kontaktsportverboten und Quarantänemaßnahmen haben die Spielpläne in den Fußballligen gehörig auseinandergefleddert. Der Fußballverband Rheinland (FVR) bezieht gegenüber
unserer Zeitung nun Stellung zu wichtigen Fragen rund um Absagen, Entscheidungsgewalten und die Perspektiven. Durch Erstkontakte zu Corona-Infizierten, Kontaktsportverbote und Quarantäne-Maßnahmen hat die Anzahl der
Spielabsagen in den zurückliegenden Wochen extrem zugenommen. Übersteigt die Summe bislang die Befürchtungen? Da auch Experten kaum Prognosen wagen, sind auch wir gezwungen, „auf Sicht“ zu fahren, und versuchen, aus
der jeweiligen Situation das Bestmögliche für unsere Vereine herauszuholen – natürlich immer unter der Prämisse, dass die Gesundheit der Menschen oberste Priorität genießt. Was die bisherigen Absetzungen angeht, sehen
wir noch keinen Anlass zur Sorge – es war ja zu erwarten, dass auch der Fußball nicht von Auswirkungen der Corona-Pandemie verschont bleibt. Allerdings möchten wir darauf hinweisen, dass die Gefahren einer Infektion
außerhalb des Spielfeldes lauern: Mehrere wissenschaftliche Studien deuten übereinstimmend darauf hin, dass sich ein Verbot von Fußball im Freien weder zielführend hinsichtlich der Eindämmung von Infektionszahlen
auswirkt noch hinsichtlich der Zuordnung von Fußball zu den Kontaktsportarten zutreffend ist. Der FVR hat sich gegenüber den Gesundheitsämtern in seinem Verbandsgebiet und den betreffenden Ministerien in Rheinland-
Pfalz entsprechend positioniert. |